Adapt Hard – Was Büroathleten von Spitzensportlern lernen können (Teil 2)

Adapt Hard – Was Büroathleten von Spitzensportlern lernen können (Teil 2)

Im ersten Teil zum Thema „Was Büroathleten von Spitzensportlern lernen können“ wurde ein Einblick gegeben, wie Büroathlet*innen Prinzipien aus dem Profisport nutzen können, um ihre individuelle Leistungsfähigkeit und ihr Wohlbefinden aufrecht zu erhalten. Wer sich mit der Erhaltung der Leistungsfähigkeit nicht zufriedengeben möchte, sondern seine Leistung im Job/Sport/Beziehung steigern möchte, wird in diesem Artikel passende Ansätze finden.

Wenn im Profisport über Leistungssteigerung gesprochen wird, ist biologisch betrachtet meist nichts anderes gemeint als das Ergebnis eines erfolgreichen Anpassungsprozesses auf erhöhte Anforderungen. Voraussetzung für einen erfolgreichen Anpassungsprozess ist die spezifische Auswahl der Belastungsform sowie die adäquate Belastungssteuerung. Wenn es bspw. das Ziel eines Sprinters ist, eine Zehntelsekunde auf 100m-Strecke schneller zu werden, benötigt es die richtigen Drills (Belastungsformen) in der richtigen Intensität und Frequenz sowie die dazu angepasste Regeneration (zusammengefasst: Belastungssteuerung). Sind die Drills zu unspezifisch, d.h. es gibt nur einen unzureichenden Übertrag auf die Sprintleistung der Athlet*in, wird der Sprinter trotzt ambitionierten Trainings keine Fortschritte machen. Ebenso verhält es sich, wenn der Belastungsreiz unterschwellig ist oder keine ausreichende Regeneration erfolgt. Bei unterschwelligem (d.h. zu geringen) Belastungsreiz erfolgt keine biologische Anpassung, denn der menschliche Organismus ist evolutionär auf Effizienz gepolt. Nur, wenn der Organismus einem Reiz ausgesetzt ist, der ihn stark fordert, adaptiert er. Sonst ist es einfach ressourceneffizienter den Status Quo zu behalten. Auch bei nicht ausreichender Regeneration bleibt eine Leistungssteigerung aus bzw. das Leistungsniveau kann sogar sinken. Grund dafür ist, dass der erfolgte Belastungsreiz zunächst einmal einen kurzfristigen Leistungsabfall bedingt. Dabei ist es egal, ob wir ein hartes körperliches Training oder einen stressigen Arbeitstag hinter uns haben. In der Regenerationsphase setzen dann nach einem Zeitraum des Leistungsabfalls aufbauende Prozesse ein. Diese Wachstumsprozesse führen bei ausreichender Erholung zu einer sog. Superkompensation, also einer Steigerung der Leistungsfähigkeit über das Vor-Belastungs-Niveau (Baseline). Diese Leistungssteigerung ist leider nicht von unendlicher Dauer, denn aufgrund des Effizienzprinzips des menschlichen Organismus fällt auch diese Leistungssteigerung mit der Zeit wieder ab.

Um einen leistungssteigernden Effekt zu realisieren, muss idealerweise zum Zeitpunkt der höchsten Leistungsfähigkeit in der Superkompensationsphase ein weiterer Belastungsreiz gesetzt werden. Aufgrund der erfolgten Anpassung kann dieser bzgl. seiner Intensität den vorherigen Reiz übersteigen. Stimmt das Timing, dann folgt auf eine weitere Abbau- und Aufbauphase eine erneute Superkompensation, die auch das Leistungsmaximum nach dem ersten Belastungsreiz übertrifft. Durch das Setzen wiederholter spezifischer Reize und genügend langer Erholungsphasen in Verbindung mit dem richtigen Timing kann so eine Leistungsniveausteigerung erreicht werden. Jetzt stellt sich nur die Frage, wie Büroathlet*innen das richtige Timing finden und welcher Belastungsreiz spezifisch und intensiv genug ist.

Zunächst einmal zum Timing. Im Profisport werden verschiedene Biomarker (z.B. Herzratenvariabilität, Ruhepuls, Qualität und Quantität des Schlafs) und sportartspezifische Leistungstests (z.B. vertikaler Sprung bei Basketballer*innen) genutzt, um den bestmöglichen Zeitpunkt für eine erneute Reizsetzung zu bestimmen. Übertragen auf Büroathlet*innen könnte das heißen, dass jeden Morgen die Herzratenvariabilität bestimmt und ein Konzentrationstest am PC-Arbeitsplatz durchgeführt wird. In der Konsequenz hieße das, dass nur, wenn die Werte auf einen Superkompensationszustand deuten, sich eine erneute Höchstleistung, die sogar die letzte Höchstleistung im Job ein wenig überschreitet, für den Arbeitstag vorgenommen wird. Dieses zugegebenermaßen sehr technokratische Vorgehen kann und möchte mit Sicherheit nicht jede ambitionierte Büroathlet*in dauerhaft auf sich nehmen. Die gute Nachricht ist: Das muss sie/er auch gar nicht. Viel wichtiger als die dogmatische Belastungssteuerung nach Datenbasis ist es für Büroathlet*innen, ein Gefühl für den aktuellen Leistungszustand zu gewinnen. Ist dieses Gefühl zuverlässig vorhanden, dann erfolgt eine intuitive Belastungssteuerung nach einer Weile. Um dahin zu kommen, kann ein Zeitraum, in dem Biomarker erfasst werden, helfen. So können Büroathlet*innen objektive Daten mit ihrem Körpergefühl vergleichen und bekommen nach kurzer Zeit eine ziemlich genaue Intuition bzgl. des Timings der Belastung.

Jetzt bleibt noch offen, wie ein möglichst spezifischer Reiz erkannt und wie die Intensität des Reizes gemessen werden kann. Spezifisch ist der Reiz, wenn er den Belastungen im Berufsalltag entspricht. Keine Büroathlet*in muss also zwangsläufig ein Fitnessstudio aufsuchen, um die Leistungsfähigkeit im Bürojob zu steigern. Vielmehr sollten sich fordernde Aufgaben oder Projekte für den Tag gesucht werden. Ob der Belastungsreiz genau richtig, unterschwellig oder total darüber war, ist kaum messbar. Vielmehr zählt hier auch wieder das Körpergefühl der Büroathlet*in. Die Aufgabe sollte als herausfordernd wahrgenommen werden, damit eine adäquate Reizintensität sichergestellt wird. Wird der Reiz als zu wenig intensiv, d.h. unterschwellig, wahrgenommen, kann einfach nachgebessert werden, indem die Büroathlet*in einen weiteren Reiz nachschiebt. Da der Organismus zwar spezifisch für Aufgaben trainiert werden will, jedoch keine differenzierte Unterscheidung der Belastungsreize ermöglicht, kann bspw. mit einer intensiven Sporteinheit der Gesamtreiz auf die notwendige Belastungsintensität gesteigert werden. So ist es möglich immer eine angepasste Belastungsintensität sicherzustellen und obendrein dem menschlichen Nervensystem noch etwas zu geben, was es liebt: Abwechslung.

Wie kann ich die Belastungssteuerung für eine Leistungssteigerung umsetzen?

Belastungssteuerung für Büroathlet*innen ist kompliziert, da sich im Vergleich zum Spitzensport die Disziplin Büroarbeit oft sehr inhaltlich sehr heterogen darstellt. Wichtig ist deswegen die grundlegend benötigten Fähigkeiten Ihrer individuellen Arbeit zu identifizieren. Das könnte bspw. Konzentrationsfähigkeit, Rhetorik, komplexes Denken, Kreativität, usw. sein. Haben Sie die für Sie individuell wichtigsten Fähigkeiten identifiziert, kann ähnlich wie im Spitzensport ein „Trainingsplan“ erstellt werden. Hier hilft das von Robin Westermann entwickelten System des Potential-Hackings. Spezifisch auf Ihre Leistungsziele kann nicht nur ein Plan entwickelt, sondern diese auch anhand von z.B. Biomarkern überprüft und angepasst werden. Nur so kann eine bestmögliche Zielerreichung sichergestellt werden. Nach einer Zeit bekommen Sie selbst ein Gefühl für Ihre individuelle Belastungssteuerung, sodass ein bewusstes Training zum intuitiven Verhalten wird und sie lebenslang davon profitieren.    

Work Hard, Recover Hard – Was Büroathleten von Spitzensportlern lernen können (Teil 1)

 

Work Hard, Recover Hard – Was Büroathleten von Spitzensportlern lernen können (Teil 1)

8 bis 9 Stunden am Tag, 5mal die Woche Höchstleistungen am Arbeitsplatz bringen. Hinzu kommen Sport, Alltagsverpflichtungen und der Anspruch ein guter Vater/Mutter/Freund/Freundin zu sein. All diese Dinge bedeuten unabhängig von der individuellen Wahrnehmung (positiv/negativ) zunächst einmal eine Belastung für den menschlichen Organismus des Büroarbeiters. „Belastung“ inkludiert hier keine Wertung, da das zentrale Nervensystem durch sowohl positiv wahrgenommene Herausforderungen (z.B. Alles beim Sport aus sich rausholen) als auch eher negativ interpretierte Situationen (z.B. das Streitgespräch mit einem Kollegen) nicht differenziert. Jede mentale und physische Belastung fließt in einen Topf, das Belastungsreservoir.

Vergleichen wir die Belastungsexpositon einmal mit derer von Spitzensportlern. Bundesliga-Fußballer bspw. trainieren etwa  6 Trainingseinheiten à 1 bis 1,5h pro Woche. Dazu kommt ein Spiel. In Summe liegen wir also etwa bei 10h Belastung. Hinzu kommen Reisezeiten, Teambesprechungen, usw. Alltagsverpflichtungen werden den Profis weitestgehend abgenommen. Stellt man sich dieses Leben einmal vor, dann wird deutlich, dass die Belastungsintensität an Spieltagen sehr hoch, die durchschnittliche Belastung über die Woche jedoch eher als moderat einzustufen ist. Das hat seinen Grund, denn anders als im Büroalltag gelten Belastungssteuerung der Trainingseinheiten sowie die Regeneration zwischen den Einheiten als wichtige Stellhebel, die über die Leistungsfähigkeit des Individuums entscheiden. Um eine optimale Erholung sicherzustellen, leisten sich Spitzensportler Athletiktrainer, die anhand von u.a. Biomakern wie Ruhepuls, Herzratenvariabilität, Laktat, Schlafphasen, usw. die Belastungssteuerung und damit die Füllstand des Belastungsreservoir überwachen.

Beim Büroathleten sind das anders aus. Wie anfangs dargestellt ist es nicht unüblich, dass die Belastung eines Schreibtischtäters in Relation zu seinen Regenerationsmechanismen aus der Balance kommen. In der Praxis zeigt sich das bspw., wenn sich bei ambitionierten Hobbysportler ein durch Übertraining bedingtes Leistungsplateau oder sogar Leistungsabfall im Sport einstellt, obwohl diese nur 2mal in der Woche Sport treiben. Ursache ist die oben erwähnte undifferenzierte Belastungsreservoir des menschlichen Organismus. Soll heißen, wer seine Körner bereits im Job/Beziehung/Alltag verbraucht hat, dem wird es auch schwer fallen, beim Sport Fortschritte zu erzielen. Das Phänomen des Übertrainings kann jedoch auch ohne jegliche sportliche Aktivität sich einstellen. Arbeite man zu viel (zu ineffizent) und vernachlässigt eine entsprechende Regeneration, sodass der Organismus bis zum nächsten Tag nicht komplett erholt an die Arbeit gehen kann, dann ist man auf dem besten Weg seine Leistungsfähigkeit auf Talfahrt zu schicken. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn die Belastung die Erholung widerholt überschreitet.

Erstes Anzeichen dafür, dass der Büroathlet kein adäquates Regenerationsmanagement betreibt, ist, wenn er das Wochenende benötigt, um sich von der Arbeitswoche zu erholen. Er konnte also werktags keine ausreichende Regeneration für die tatsächliche Belastung realisieren. Diese Kompensation über das Wochenende geht so lange gut, wie die Regenerationsbedarf des Büroathleten aufgeholt werden kann. Kann er dies nicht mehr, weil das Wochenende einfach nicht mehr ausreicht oder es mit Alltagsverpflichtungen oder Freizeitaktivitäten so vollgestopft ist, dass es unzureichend für Regeneration genutzt werden kann, dann sinkt die Leistungsfähigkeit kontinuierlich – und mit ihr meist das Wohlbefinden und zeitlich verzögert der Gesundheitszustand.

Wer also ernsthaft dauerhafte Höchstleistungen im Job, aber auch in der Familie oder Freizeit bringen möchte, der sollte sich vom antiquierten „Work Hard – Play Hard“ verabschieden und sich „Work Hard – Recover Hard“ hinter die Ohren schreiben. Diejenigen, die noch immer nach dem Prinzip „Work Hard – Play Hard“ leben und dafür argumentieren sind in selten Fällen genetische Ausnahmetalente/Freaks, aber fast immer Personen, die ihre individuelle, geminderte Leistungsfähigkeit als Normalzustand erachten bzw. vergessen haben, was sie eigentlich im Stande sind zu leisten.

Wie kann ich adäquat regenerieren?

Ihre Regenerationsmanagement kann sehr individuell sein. Deswegen ist es für Sie als (Büro-) Athlet umso wichtiger die möglichen Stellhebel zu kennen und diese im Eigenversuch zu vertesten. Haben Sie die für Sie passenden Maßnahmen identifiziert, tut sich eine längst vergessene Leistungsfähigkeit bei gesteigerter Entspanntheit und Wohlbefinden auf. Ein zentraler Stellhebel ist die angemessene Qualität und Quantität des Schlafs. Die Quantität und Qualität Ihres Schlafs wird nur zu einem geringen Teil im Bett selbst bestimmt. Vielmehr entscheidet der Tag über die Erholsamkeit Ihrer Nacht. Abhängig von der Art und dem Timing der Nahrungsmittel, die Sie zu sich nehmen, der Wellenlänge des Lichts und der Temperatur, der Sie ausgesetzt sind sowie der Entspanntheit Ihres Geistes wird Ihr Schlaf mehr oder weniger regenerativ ausfallen. Da das Belastungs- sowie Regenerationsmanagement eine Wissenschaft für sich darstellt, bietet Robin Westermann im Rahmen seines entwickelten Konzepts des Potenzial-Hackings schnell und einfach umsetzbare Hilfestellung zur individuellen Verbesserung Ihrer effektiven Regeneration – für kontinuierliche Leistungsfähigkeit bei hohem Wohlbefinden.

In diesem Artikel bekommen Sie einen Eindruck, wie man das individuelle Leistungsniveau erhalten kann. Dies dient als Basis für einen Folgeartikel, in dem Einblicke gegeben werden, wie die Belastungssteuerung nicht nur zum Erhalt, sondern auch zur Steigerung des Leistungsniveaus beiträgt.

(Aus Gründen der Vereinfachung wurde im obigen Text die männliche Form verwendet. Die jeweiligen Begriffe gelten jedoch in der männlichen und weiblichen Form entsprechend.)

Wie Reizdiversität uns wachsen lässt

 

Wie Reizdiversität uns wachsen lässt

 

Die Diversität der Reize und Stimuli, die der typische moderne Büroathlet im Arbeitsalltag erfährt, kann durchaus als Monokultur der Wahrnehmung beschrieben werden. Die meisten Menschen stehen mit dem Klingeln des Weckers in ihrer angenehm und immer gleich temperierten Wohnung auf, frühstücken auf dem gleichen Stuhl wie jeden Tag das immer gleiche Brot mit Marmelade und trinken den gleichen Kaffee. Dann setzen sie sich wie immer ins durch die Klimaautomatik wohl gewärmte Auto, gehen ein paar Meter vom Parkplatz mit an die Temperaturen angepasster Kleidung und Schuhen ins Büro, wo sie erneut sitzend und angenehm temperiert die nächsten Stunden auf einen Bildschirm schauen, usw.

Wir Menschen lieben den Komfort und scheuen Extreme – wie übrigens auch jedes andere Lebewesen auf dem Planeten. Warum sollten wir auch frieren, eine ungewohnte und damit anstrengende Haltung am Arbeitsplatz einnehmen oder uns mehr bewegen als notwendig? Unsere steinzeitlichen Vorfahren und jedes heute auf der Erde lebende Tier würde die gleichen Entscheidungen für die komfortabelste Alternative treffen. Im Unterschied zum modernen Schreibtischtäter sahen sich unsere genetisch identischen Vorfahren jedoch Ressourcenknappheit, Gefahren und sich verändernden Umweltbedingungen ausgesetzt. Weder war jederzeit das gleiche Nahrungsangebot im Überfluss verfügbar, noch war Technologie vorhanden, die immer komfortable und stabile Umweltbedingungen ermöglicht sowie alle Unannehmlichkeiten (z.B. körperliche Anstrengung) ausmerzt. Vielmehr haben unsere Vorfahren die komfortabelste Entscheidung getroffen, wenn perfekte Bedingungen vorlagen. Diese Default-Entscheidung war allerdings die absolute Ausnahme, da perfekte Bedingungen praktisch nie anzutreffen waren.

Heute müssen wir weder gefährliche Tiere, noch Nahrungsknappheit oder ernsthafte sprunghafte Umweltveränderungen (den Klimawandel ausgenommen) befürchten. Die Default-Entscheidung für die komfortabelste Alternative steckt jedoch noch in unseren Genen. In der Konsequenz berauben wir uns vieler Reize und Stimuli – seien es thermische Reize durch Kälte oder Hitze (wir haben Heizungen und Klimaanlagen), propriozeptive Reize durch Bewegungsvielfalt (wir beschränken uns zu sitzen und zu gehen), taktile Reize durch Wahrnehmung unterschiedlicher Oberflächen (wir tragen feste Schuhe mit dicken Sohlen), oder soziale Stimuli durch Interaktion in heterogenen Gruppen (wir umgeben uns mit Personen, die so sind wie wir). Hier entsteht das Problem. Unser Nervensystem (inkl. Gehirn) funktioniert wie jeder Muskel nach dem Prinzip „use it or lose it“. Soll heißen, dass unterschiedliche Reize notwendig sind, um es zu trainieren. Herrscht eine Monokultur der Wahrnehmung durch immer gleiche, wenig extreme Reize, baut der Mensch schlichtweg ab. Das betrifft sowohl die körperliche als auch geistige Leistungsfähigkeit. Ursache hierfür ist eine simple Gleichung aus der Evolutionsbiologie: Die immer gleiche Wahrnehmung macht uns effizient. Effizienz im evolutionären Kontext ist mit hoher Anpassung gleichzusetzen. Hohe Anpassung wiederrum bedeutet Abbau aller nicht benötigten Strukturen, denn alles was vorgehalten wird, kostet Brennstoff (u.a. Kalorien). Da unsere Genetik noch immer auf den Zustand der Nahrungsmittelknappheit eingestellt ist, muss also eingespart werden (lose), was nicht genutzt wird (not used).

Damit sei auch geklärt, dass der sog. „altersbedingte“ Verfall, der in der westlichen Welt als „normal“ gesehen wird, mindestens so stark durch die gesellschaftlich bedingten Einschränkung (Wann haben Sie das letzte Mal sich im Regen über eine Wiese gerollt?) bedingt ist wie durch natürliche biologische Abbauprozesse. Nicht umsonst zeigen uns andere Kulturen (bspw. Naturvölker) wie Individuen bis ins hohe Alter völlig frei von im Westen „normalen“ Alterserscheinungen sind. Konsequenterweise ist nicht von „normal“, sondern von „durchschnittlich“ zu reden. Diese Erkenntnis lässt hoffen, denn wenn z.B. Leistungsabfall nicht der Normalität, sondern dem Durchschnitt entspricht, dann muss es Möglichkeiten geben den Durchschnitt zu schlagen.

Wie schlage ich den Durchschnitt?

Den ersten Schritt haben Sie schon getan. Sie haben den Unterschied zwischen „normal“ und „durchschnittlich“ erkannt. Somit gibt es keine Ausrede mehr, denn Sie selbst und nicht Ihr Alter oder Ihr Umfeld sind für Ihre Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit verantwortlich. Diesen Zustand nennt man auch Selbstwirksamkeit. Haben Sie sich Ihre kindliche Neugier bewahrt und versuchen Sie das Leben mit allen Sinnen zu erfassen, dann gehören Sie zur beneidenswerten Gruppe derjenigen, die intuitiv das Richtige tun. Sollten Sie jedoch zu denjenigen gehören, die wegen vermeidlicher gesellschaftlicher und beruflicher Zwänge („man macht sowas doch nicht“) sich immer mehr Ihrer kindlichen Neugier und damit der Wahrnehmung unterschiedlichster Reize berauben, dann müssen Sie gegensteuern, um nicht den Preis zu bezahlen – je früher desto besser. Fehlt es an konkreten Strategien für die Umsetzung, hilft das von Robin Westermann entwickelte Potenzial-Hacking weiter. In Keynote-Vorträgen, Online-Seminaren oder (Präsenz-) Coachings vermittelt Robin ein Toolset an einfach umzusetzenden und effektiven Strategien für mehr Reizdiversität und damit mehr Leistungsfähigkeit (und Spaß) im Leben.

“Artgerecht” Arbeiten? Wie wir unbewusst unsere Leistungsfähigkeit sabotieren

 

 “Artgerecht” Arbeiten? Wie wir unbewusst unsere Leistungsfähigkeit sabotieren

Der Mensch hat sich zweifelsohne in der jüngeren Evolutionsgeschichte zur dominanten Art auf dem Planeten Erde entwickelt. Der Schlüssel zum Erfolg war unsere Anpassungsfähigkeit, die uns Vorteile gegenüber anderen Spezies verschaffte. So haben wir im Wesentlichen ein relativ zur Körpergröße vergrößertes Gehirn und damit ein im Tierreich herausragendes Kognitionsvermögen entwickelt. Das hat uns in den letzten 200.000 Jahren besonders anpassungsfähig in Bezug auf sich verändernde Lebensräume gemacht. Die Spezialisierung kam allerdings zu einem Preis, denn bei beschränkter Kalorienanzahl musste ein starker Körper (versuchen Sie sich einmal gegen einen Gorilla im Armdrücken) und ein leistungsfähiges Verdauungssystem (probieren sie doch einmal ihr Steak, bevor sie es auf den Grill legen) einem vergrößerten und damit hungrigen Hirn geopfert werden. Prinzipiell hätte jede beliebige Art diesen Wandel vollziehen können und uns unseren Rang ablaufen können. So liegt es vor allem an für uns vorteilhaften Umweltveränderungen (insb. klimatischen Änderungen), dass nicht ganz andere Spezialisten aus dem Tierreich die dominante Art auf dem Planeten Erde geworden sind. Wir sollten uns also nicht zu viel auf unsere Stellung einbilden – zumal diese erdgeschichtlich bisher nichts mehr als einen minimalen Anteil ausmacht. 

Vielmehr bleibt festzustellen, dass der Homo Sapiens auch nur eine (Tier-) Art ist, die durch eine Verkettung von unvorhersehbaren (evolutionären) Umständen (man könnte es auch Glück nennen) auf die richtige Disziplin (Spezialisierung auf Kognitionsvermögen) gesetzt hat. Das wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass der moderne Mensch über 99% seiner Gene mit seinem nächsten tierischen Verwandten, dem Schimpansen, teilt. Wir können uns also als leicht modifizierten Affen verstehen. Der große Unterschied zwischen dem Affen und dem Menschen ist nicht das ‘wie er ist‘, sondern das ‘wie er lebt (und arbeitet)‘. Hier ist der Unterschied zwischen Menschen und Affen, aber auch zwischen dem Menschen aus dem Jahr 2020 und dem genetisch identischen Menschen vor 200.000 Jahren gigantisch. So sind unsere Vorfahren mehr als 20 Kilometer am Tag gelaufen, waren ständig unterschiedlichen körperlichen Belastungen ausgesetzt und haben sich als Jäger und Sammler stets abwechslungsreich und frisch ernährt. Genauso wie man sagt, dass es für einen Schimpansen artgerecht ist durch das Blätterdach im Urwald zu jagen, liegt es nahe, dass der Lebensstil, den unsere urzeitlichen Verwandten gepflegt haben, auch für uns Menschen des 21. Jahrhunderts als artgerecht zu bezeichnen ist – weil wir eben genetisch dafür gebaut sind.

Da unsere Anpassungsfähigkeit uns in unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen überleben lies und uns die Ansiedlung an nahezu allen Orten des Erdballs ermöglicht hat, scheint es, als wäre auch die sich verändernde Art zu Leben und zu Arbeiten im 21. Jahrhundert keinerlei Herausforderungen für den Menschen. Tatsächlich hat der Mensch, insbesondere durch seine kognitiven Fähigkeiten, das Potenzial in Lebensräumen (und Arbeitsräumen!), die nicht seiner artgerechten Natur entsprechen, zurechtzukommen. Zurechtkommen heißt dabei jedoch nicht, dass er wirklich artgerecht lebt und arbeitet. Vielmehr nutzt der Mensch Kompensationsstrategien, um ein gewisses Maß der Abweichung von einem artgerechten Leben zu tolerieren. Sind die Abweichungen allerdings dauerhaft zu entfernt vom genetischen Ideal, bezahlt der Mensch mit der schleichenden Minderung der Leistungsfähigkeit sowie der körperlichen und psychischen Gesundheit. Betrachtet man das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Veränderungen des menschlichen Lebens- und Arbeitsraums seit Beginn der Digitalisierung seit Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts und die neuesten Veränderungen seit der Covid-19 Pandemie in 2020, wird deutlich, dass die menschliche Anpassungs- und Kompensationsfähigkeit deutlich überschritten ist.

In der Konsequenz leben und arbeiten Menschen unter ihrem innewohnenden Potenzial. Weil sie scheinbar in ihrer Lebens- und Arbeitsumgebung gefangen sind, verfangen sich auch unbewusst Kompensationsmuster. Eine Minderleistung wird zur Normalleistung. Neben einem absinkenden Leistungsniveau, fällt auch die Kurve des Wohlbefindens. Daraus resultieren wiederrum Krankheitsbilder, die bei Naturvölkern gar nicht bekannt sind. Herz- und Gefäßkrankheiten, Diabetes Typ 2, Adipositas, bestimmte Krebsarten und Hauterkrankungen, Allergien, Rücken- und Gelenksschmerzen, Bluthochdruck und vor allem psychiatrische und neurotische Erkrankungen sind in modernen Gesellschaften keine Ausnahme, sondern fast die Regel. So lag der Anteil von Diabetikern in Deutschland in den 1960er Jahren deutlich unter 1%. 60 Jahre später steuern wir auf einen Anteil von fast 10% zu. Die Häufigkeit von psychischen Diagnosen hat sich in den letzten 20 Jahren etwa vervierfacht.

Um Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden wieder an das ursprüngliche menschliche Potenzial heranzuführen sind Strategien gefragt, die die Lücke zwischen einem nicht-artgerechten Arbeits- und Lebensraum und der menschlichen Anpassungsfähigkeit schließen. Etwaige Strategien sollten nicht die (utopische) Flucht aus dem modernen Lebensstil zum Ziel haben, sondern ihn so anpassen, dass er mit der menschlichen Anpassungsfähigkeit wieder vereinbar ist. Dafür braucht es keine Esoterik oder Tree-Hugging. Vielmehr ist ein holistisches Verständnis von der artgerechten Lebens- und Arbeitsweise des Menschen und gleichermaßen den Anforderungen in modernen Digitaljobs gefragt, um die Kluft zwischen „wofür wir gemacht sind“ und „was wir wirklich machen“ adäquat auszuleuchten und anzunähern. Ein derartiges Verständnis fehlt heute gänzlich. Vielmehr wird eingeschränkte Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden als die Regel empfunden und gesellschaftlich akzeptiert. Es resultieren Organisationen und Menschen, die dauerhaft unter ihrem Potenzial laufen.

Über das System des Potenzial-Hackings

Das von Robin Westermann entwickelte Potenzial-Hacking ist ein human-zentriertes System, das die effektivsten Strategien aus den Bereichen Evolutionsbiologie, funktionelle Neurologie, Bewegungslehre und positive Psychologie in einem holistischen Ansatz vereint. Gesellschaftliche Paradigmen und Konventionen werden aufgebrochene und überraschende Strategien entwickelt, die jeder Teilnehmer unmittelbar in seinem Arbeits- und Privatleben umsetzen kann und so ganz praktisch profitiert. Robin setzt Keynote-Vorträgen, Online-Seminaren und (Präsenz-) Coachings die richtigen Impulse, um Zugang zum innewohnenden Potenzial zu erlangen und dieses zu entfesseln.