Wie Reizdiversität uns wachsen lässt

 

Die Diversität der Reize und Stimuli, die der typische moderne Büroathlet im Arbeitsalltag erfährt, kann durchaus als Monokultur der Wahrnehmung beschrieben werden. Die meisten Menschen stehen mit dem Klingeln des Weckers in ihrer angenehm und immer gleich temperierten Wohnung auf, frühstücken auf dem gleichen Stuhl wie jeden Tag das immer gleiche Brot mit Marmelade und trinken den gleichen Kaffee. Dann setzen sie sich wie immer ins durch die Klimaautomatik wohl gewärmte Auto, gehen ein paar Meter vom Parkplatz mit an die Temperaturen angepasster Kleidung und Schuhen ins Büro, wo sie erneut sitzend und angenehm temperiert die nächsten Stunden auf einen Bildschirm schauen, usw.

Wir Menschen lieben den Komfort und scheuen Extreme – wie übrigens auch jedes andere Lebewesen auf dem Planeten. Warum sollten wir auch frieren, eine ungewohnte und damit anstrengende Haltung am Arbeitsplatz einnehmen oder uns mehr bewegen als notwendig? Unsere steinzeitlichen Vorfahren und jedes heute auf der Erde lebende Tier würde die gleichen Entscheidungen für die komfortabelste Alternative treffen. Im Unterschied zum modernen Schreibtischtäter sahen sich unsere genetisch identischen Vorfahren jedoch Ressourcenknappheit, Gefahren und sich verändernden Umweltbedingungen ausgesetzt. Weder war jederzeit das gleiche Nahrungsangebot im Überfluss verfügbar, noch war Technologie vorhanden, die immer komfortable und stabile Umweltbedingungen ermöglicht sowie alle Unannehmlichkeiten (z.B. körperliche Anstrengung) ausmerzt. Vielmehr haben unsere Vorfahren die komfortabelste Entscheidung getroffen, wenn perfekte Bedingungen vorlagen. Diese Default-Entscheidung war allerdings die absolute Ausnahme, da perfekte Bedingungen praktisch nie anzutreffen waren.

Heute müssen wir weder gefährliche Tiere, noch Nahrungsknappheit oder ernsthafte sprunghafte Umweltveränderungen (den Klimawandel ausgenommen) befürchten. Die Default-Entscheidung für die komfortabelste Alternative steckt jedoch noch in unseren Genen. In der Konsequenz berauben wir uns vieler Reize und Stimuli – seien es thermische Reize durch Kälte oder Hitze (wir haben Heizungen und Klimaanlagen), propriozeptive Reize durch Bewegungsvielfalt (wir beschränken uns zu sitzen und zu gehen), taktile Reize durch Wahrnehmung unterschiedlicher Oberflächen (wir tragen feste Schuhe mit dicken Sohlen), oder soziale Stimuli durch Interaktion in heterogenen Gruppen (wir umgeben uns mit Personen, die so sind wie wir). Hier entsteht das Problem. Unser Nervensystem (inkl. Gehirn) funktioniert wie jeder Muskel nach dem Prinzip „use it or lose it“. Soll heißen, dass unterschiedliche Reize notwendig sind, um es zu trainieren. Herrscht eine Monokultur der Wahrnehmung durch immer gleiche, wenig extreme Reize, baut der Mensch schlichtweg ab. Das betrifft sowohl die körperliche als auch geistige Leistungsfähigkeit. Ursache hierfür ist eine simple Gleichung aus der Evolutionsbiologie: Die immer gleiche Wahrnehmung macht uns effizient. Effizienz im evolutionären Kontext ist mit hoher Anpassung gleichzusetzen. Hohe Anpassung wiederrum bedeutet Abbau aller nicht benötigten Strukturen, denn alles was vorgehalten wird, kostet Brennstoff (u.a. Kalorien). Da unsere Genetik noch immer auf den Zustand der Nahrungsmittelknappheit eingestellt ist, muss also eingespart werden (lose), was nicht genutzt wird (not used).

Damit sei auch geklärt, dass der sog. „altersbedingte“ Verfall, der in der westlichen Welt als „normal“ gesehen wird, mindestens so stark durch die gesellschaftlich bedingten Einschränkung (Wann haben Sie das letzte Mal sich im Regen über eine Wiese gerollt?) bedingt ist wie durch natürliche biologische Abbauprozesse. Nicht umsonst zeigen uns andere Kulturen (bspw. Naturvölker) wie Individuen bis ins hohe Alter völlig frei von im Westen „normalen“ Alterserscheinungen sind. Konsequenterweise ist nicht von „normal“, sondern von „durchschnittlich“ zu reden. Diese Erkenntnis lässt hoffen, denn wenn z.B. Leistungsabfall nicht der Normalität, sondern dem Durchschnitt entspricht, dann muss es Möglichkeiten geben den Durchschnitt zu schlagen.

Wie schlage ich den Durchschnitt?

Den ersten Schritt haben Sie schon getan. Sie haben den Unterschied zwischen „normal“ und „durchschnittlich“ erkannt. Somit gibt es keine Ausrede mehr, denn Sie selbst und nicht Ihr Alter oder Ihr Umfeld sind für Ihre Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden und Gesundheit verantwortlich. Diesen Zustand nennt man auch Selbstwirksamkeit. Haben Sie sich Ihre kindliche Neugier bewahrt und versuchen Sie das Leben mit allen Sinnen zu erfassen, dann gehören Sie zur beneidenswerten Gruppe derjenigen, die intuitiv das Richtige tun. Sollten Sie jedoch zu denjenigen gehören, die wegen vermeidlicher gesellschaftlicher und beruflicher Zwänge („man macht sowas doch nicht“) sich immer mehr Ihrer kindlichen Neugier und damit der Wahrnehmung unterschiedlichster Reize berauben, dann müssen Sie gegensteuern, um nicht den Preis zu bezahlen – je früher desto besser. Fehlt es an konkreten Strategien für die Umsetzung, hilft das von Robin Westermann entwickelte Potenzial-Hacking weiter. In Keynote-Vorträgen, Online-Seminaren oder (Präsenz-) Coachings vermittelt Robin ein Toolset an einfach umzusetzenden und effektiven Strategien für mehr Reizdiversität und damit mehr Leistungsfähigkeit (und Spaß) im Leben.